Zwölf fatale Denkfehler

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Fünfte Schweizerische Frauensynode. Finanzkrise, Eurokrise, Ener­gie­krise: Unser Wirt­schafts­system taumelt von einer Krise in die nächste. «Alles selbst ­verschuldet», sagt Suna Yamaner, und nennt zwölf Gründe.

Für die Ökonomin und Kommunikationsexpertin Suna Yamaner fest: Die Krisen, die unserer Wirtschaft seit Jahren zu schaffen machen, hat das System selbst verursacht. Denn es sei an seine Grenzen gestossen und erweise sich als unfähig, ein gutes Zusammenleben der Menschen in Harmonie mit der Natur zu ermöglichen. Und darauf käme es an. Die Finanzkrise etwa sei nicht überwunden: «Wir sind erst beim zweiten oder dritten Akt der Tragödie», sagt sie. «Der Staat hat viel Geld ins gefährliche System gepumpt und die Blase ist dadurch noch grösser geworden.»Laut Yamaner wimmelt es in unserem System nur so von Ungereimtheiten. Ganze zwölf wichtige Denkfehler macht sie aus in der Lehre der reinen Marktwirtschaft. «Es liegt auf der Hand», sagt sie. Wenn es sich nicht mehr lohne, selbst im Garten Gemüse anzupflanzen, während andere Menschen verhungern, so sei etwas falsch. Nur noch 10 Prozent der Wertschöpfung in der Schweiz würde durch Arbeit erzeugt, so die Ökonomin. Der Rest seien Kapitalerträge – «das ist nicht in Ordnung».

Minuszinsen einführen

Dagegen könne man etwas unternehmen, sagt Yamaner. Um der Idee des Wachstumszwangs etwas entgegen zu setzen, brauche es neue Entwürfe. Weit müsse man gar nicht schauen. Es habe immer schon kreative Ansätze gegeben. So etwa könnte ein Negativzins für diejenigen, die Geld anhäuften, einen Richtungswechsel bewirken. «Soll man etwa Spekulanten belohnen?», fragt die Ökonomin, deren Eltern aus der Türkei in die Schweiz einwanderten, als sie ein kleines Mädchen war.

Ihr jedenfalls machten die Krisen nicht Angst, sagt Yamaner. Sie öffneten den Menschen die Augen und böten eine Chance für etwas Neues. Dass sie an der 5. Schweizerischen Frauensynode in Zürich ein Referat hält und einen Workshop leitet, kommt nicht von ungefähr. «Frauen stehen meist an einem anderen Ort im Wirtschaftssystem als Männer. Sie leisten häufig mehr unbezahlte Arbeit und haben darum eine andere Perspektive.» Frauen seien deshalb meist unverkrampfter, wenn es ums Entwickeln neuer Konzepte gehe.

Drei von Zwölf Denkfehlern

Die Wirtschaft muss wachsen: Dieses quasi ­religiöse Credo sei falsch, sagt Suna Yamaner. Es brauche einen Paradigmen­wechsel: Ziel müsse ein gleichwertiger Austausch zwischen den Menschen und die Teilhabe aller an den Gütern, Rohstoffen und Dienstleistungen sein. Dafür seien weder Gewinn noch Wachstum nötig.

Konkurrenz ist die treibende Kraft: «Irrtum», so Yamaner. Der Mensch würde vielmehr durch Kooperation und Fürsorge angetrieben. Das sehe man daran, dass zwei Drittel der für die Gesellschaft wichtigen Arbeit unentgeltlich geleistet würden.

Bedürfnisse können durch Marktanalysen eruiert werden: Marktanalysen können keine Bedürfnisse erkennen. Dafür braucht es Empathie. Durch Marktanalysen würden irrwitzige Produkte entwickelt wie etwa Yoghurts mit Zusätzen, während Menschen Hunger litten. «Bedürfnis wird mit Kaufkraft verwechselt», sagt Yamaner.

Barbara Helg

(Originaltext siehe dedi.kirchenbote-online.ch/dedi/projekt01/index.php?lang=1&idcatside=22&nid=1534)

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